(…) Das Schreiben, so behaupte ich, ist selbst ein Experimentalsystem. Es ist eine Versuchsanordnung. Es ist nicht nur ein Aufzeichnen von Daten, Tatbeständen oder Ideen. Es ist auch nicht einfach der billige Ersatz für die lebendige Rede. Es ist nicht einfach das transparente Medium der Gedanken. Es gibt den Gedanken eine materielle Verfassung – und zwar eine, die das Entstehen von Neuem ermöglicht. (…)
Hans-Jörg Rheinberger
in: MAN WEISS NICHT GENAU, WAS MAN NICHT WEISS: Über die Kunst, das Unbekannte zu erforschen
Der Molekularbiologe, Philosoph und Wissenschaftshistoriker Prof. Dr. Hans-Jörg Rheinberger ist Direktor am Max-Planck- Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin.
Der vorstehende Text geht auf einen Vortragzurück, den der Autor bei der Entgegennahme des «Cogito»-Preises in der Aula der Universität Zürich im Oktober 2006 gehalten hat.
in: NZZ 5.5.2007